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Samstag, 24. August 2013

Juri-Jubiläums-Special - Die Treppe


Die Treppe bei LCL … eigentlich ein ziemlich simpler Gebäudebestandteil.
Sie ist nichts Besonderes, optisch schon gar nicht.
Stufen, die nach oben führen.
Oder nach unten, je nachdem.
Ich weiß nicht, wieso ich mir gerade jetzt Gedanken über sie mache.
Oder … vielleicht doch.
Gleich werden Martha und ich dieser Treppe den Rücken kehren, wohl für immer.
Da lohnt es doch, noch einen Blick auf diese schlichten Stufen zu werfen, die unser beider Leben verändert haben.
Ist es nun eine Ewigkeit her oder war es erst gestern, daß ich zum ersten Mal hier herab kam?
Ich war oben auf dem Klo gewesen und nun wieder auf dem Weg nach unten, weil gleich die Show beginnen und man mich anschließend als den neuen Designer vorstellen würde.
Und ziemlich weit unten, da hockte sie.
Martha.
Opfer eines dummen Mißgeschicks, das sie selbst als schrecklich demütigend empfand.
Alle drumherum starrten sie an und lachten, während Martha das alles überhaupt nicht komisch fand.
Ich hatte das Gefühl, als sei ich der einzige, der spürte, daß diese junge Frau gerade sehr unglücklich war.
Zumindest war ich der einzige, der etwas unternahm.
Ich weiß jetzt, daß der Moment, in dem wir uns das erste Mal in die Augen sahen, etwas ganz Besonderes war.
Auch wenn das grauenhaft kitschig klingt.
Aber so ist es.
Es sollte einfach so sein.
War ich anfangs nur der charmante Retter in der Not, in den Frau sich schnell verliebt, sich aber auch bald wieder entliebt, wenn die Realität die Romantik verdrängt, so hat Martha ernsthafte Gefühle für mich entwickelt.
Und das, obwohl ich nichts dafür getan habe.
Im Gegenteil.
Ich habe mich anfangs bestenfalls über sie amüsiert, sie sonst eher ignoriert.
Bis sie mich von ihrem Talent, ihrem guten Riecher überzeugte.
Jaaaa, hätte ich damals gewußt, wohin das führt, hätte ich einen großen Bogen um sie gemacht.
Wobei … es wäre zwecklos gewesen.
Gegen Martha bin ich machtlos.
Was soll man denn bitte ausrichten gegen soviel bedingungslose Liebe?
Und ich noch dazu total unerfahren, ungeübt in Gefühlsdingen.
Schamlos ausgenutzt hat sie das.
Ich hatte doch keine Chance.
Und sie war erbarmungslos mit mir, hat einfach nicht lockergelassen.
Ich hab mehrfach versucht, mich ihr zu entziehen.
Immer vergeblich.
Und als ich es endlich geschafft hatte … da war es zu spät.
Da hat es mich ganz von selbst in ihre Nähe gezogen.
Da habe ich gelitten, so wie sie zuvor.
Habe erstmals nachempfinden können, wie es ihr all die Zeit ging.
Und hab solche Sehnsucht nach ihr gespürt.
Und als ich es nicht mehr ausgehalten habe, als sich die Gefühle, die ich so lange verleugnet hatte, nicht mehr unterdrücken ließen, da kam es endlich raus, das simple und doch so bedeutsame „Ich liebe dich.“
Nie hätte ich gedacht, daß mir solche Worte mal über die Lippen kommen würden.
Doch hatte ich zu lange gezögert, mich meinen Gefühlen zu stellen.
Martha wollte mich nicht mehr.
Das heißt, sie wollte schon, traute sich aber nicht, sich nach allem, was geschehen war, noch auf mich einzulassen.
Und dann kam wieder die Treppe ins Spiel.
Wieder hockte sie hier, wieder war sie nicht glücklich.
Aber ich war es, war mir doch klargeworden, daß wir beide zusammengehören.
Ich sah es als Schicksal an, daß sie wieder hier so saß.
Als ich unsere erste Begegnung nachstellte, schimpfte sie, ich solle das lassen, denn genau so hätte das alles angefangen.
Genau.
So hat es angefangen.
Und das ist gut so.
So wie man auf der Treppe Stufe für Stufe betritt, ist Martha mir Stufe für Stufe nähergekommen.
Und ich ihr.
Sie ist zur mir heraufgestiegen und ich habe mich Stufe für Stufe auf sie eingelassen.
Nun stehen wir beide in der Mitte, sind uns ganz nah.
Eigentlich hat diese Treppe die ganze Entwicklung unserer Beziehung mitverfolgt – von der ersten Begegnung bis zu unserem Zusammenkommen.
Hat tatsächlich Höhen und Tiefen miterlebt.
Meistens war ich es, der eine Stufe zurückgewichen ist.
Um mich dann wieder herabzuwagen.
Sicher wird auch unsere Beziehung Höhen und Tiefen haben.
Aber Martha wird immer auf der nächsten Stufe auf mich warten.
Ich werfe der Treppe einen letzten kurzen Blick zu. Wenn sie könnte, würde sie vielleicht lächeln.